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Nein, du willst dein Hobby auf gar keinen Fall zum Beruf machen!

    Warum #liveyourpassion nicht unbedingt der beste Business-Tipp ist.

    Es gibt Sätze, die hört man immer wieder, und jedesmal muss man ein leichtes Schütteln unterdrücken. So geht es mir mit dem Satz: „Ich will mein Hobby zum Beruf machen.“ Diese Idee taucht auf Instagram, Pinterest oder in Blogartikeln auch gerne auf unter Hashtags wie #liveyourpassion, #livingthedream, #choosefreedom… Du weißt, was ich meine.

    Texten für Kunden vs. Schreiben als Hobby

    Aber das ist doch das Ziel, denkst du jetzt. Ja, Selbstständigkeit ist am Anfang viel Arbeit, aber die mache ich doch, damit ich hinterher schreiben kann. In dem Fall habe ich eine ganz klare Empfehlung für dich: Fang an, Lotto zu spielen. Dass du gewinnst, ist zwar extrem unwahrscheinlich, aber falls doch, kannst du deine komplette Zeit damit verbringen, die Texte zu schreiben, die du schreiben willst, und zwar so, wie du sie schreiben willst. Wenn du für Kund:innen schreibst, ist das nicht unbedingt das Gleiche, denn deine Texte müssen den Zweck erfüllen, für den sie beauftragt werden. Außerdem müssen sie so klingen, wie deine Kund:innen das wollen. Und wenn es schlecht läuft, musst du sie 17 Mal umschreiben.

    Abgesehen davon musst du deine Umsatzziele festlegen. Und du brauchst eine Strategie, wie du diese Ziele erreichst. Du musst deine Budgetplanung machen. Zielgruppen für die Akquise definieren. Marketingkanäle aufsetzen und befüllen. Unendlich viele Akquisegespräche führen. Akquisegespräche nachfassen und zum achten Mal in dieser Woche hören, dass dein Portfolio wirklich unheimlich interessant ist, aber leider, leider… Du musst Belege für die Steuer sortieren. Rechnungen schreiben. Rechnungen mahnen, die nicht bezahlt werden. Deine AGB ausarbeiten. Ein datenschutzkonformes Cookie-Banner auf deiner Website installieren und dich fragen, warum es nicht funktioniert. Und schreiben wirst du auch, klar. Aber das wird nie den größten Teil deiner Woche ausmachen.

    Texten als Beruf

    In meinem Fall heißt das, ich habe aktuell zwei Tage die Woche, an denen ich Texte schreibe. Das heißt dann konkret: Recherche, erster Entwurf, Bildmaterial suchen bzw. erstellen und bearbeiten, Text redigieren, Social-Media-Content erstellen, eventuell Blogger anschreiben, deren Content ich verlinke, Text und Bilder hochladen und für Suchmaschinen optimieren, Social-Media-Posts hochladen und timen. Auch meine zwei Schreibtage bedeuten also nicht, dass ich zwei Tage von morgens bis abends schreibe.

    Ganz abgesehen davon, dass du den geringsten Teil deiner Zeit mit Schreiben verbringen wirst: Etwas, dass du hobbymäßig aus reiner Begeisterung tust, wird sich immer komplett anders anfühlen, wenn deine Miete daran hängt. Deine Texte sind Produkte, die du verkaufst, kein Ausdruck deiner Persönlichkeit. Du bist Unternehmerin, nicht Künstlerin. Will ich dir die Selbstständigkeit ausreden? Nein, auf keinen Fall. Go for it. Aber bleib realistisch.

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